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L'Illustration vom 20. Juni 1891  

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Eisenbahnunglück Münchenstein 1891

 

«Hei, das gibt einen Ringelreihn,
und die Brücke muss in den Grund hinein.»
«Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund?»
«Ei, der muss mit.»
«Muss mit.»
«Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand!»

(Theodor Fontane, Die Brück' am Tay)

Der von Theodor Fontane beschriebene Einsturz der Brücke am Tay in Schottland vom 28. Dezember 1879 war das bisher schlimmste Eisenbahnunglück, als in Basel am 14. Juni 1891 um 14.20 Uhr der Zug mit über 500 Personen zum Gesangsfest nach Münchenstein abfuhr. Eine Viertelstunde später musste die Eisenbahngeschichte umgeschrieben werden.

Der überfüllte Zug wurde von zwei Lokomotiven gezogen. Dahinter kamen der Gepäckwagen, dann zwei Personen- und zwei Postwagen, gefolgt von weiteren acht Personenwagen. Kurz nach 14.30 Uhr fuhr der Zug auf die Eisenbrücke, welche die Birs kurz vor dem Bahnhof Münchenstein überquerte. Als die erste Lokomotive die Münchensteiner Seite erreicht hatte, brach die Brücke zusammen. Beide Lokomotiven, Gepäck- und Postwagen sowie 5 Personenwagen stürzten in die Hochwasser führende Birs.

Dabei kamen 73 Personen ums Leben und über 170 wurden verletzt. Dank der kurz zuvor eingebauten Druckluftbremse wurden die hinteren fünf Personenwagen rechtzeitig vor der Brücke abgebremst, so dass deren Passagiere mit dem Schrecken davon kamen.

Für weltweites Aufsehen sorgte die Tatsache, dass die Eisenbrücke ausgerechnet von Gutave Eiffel konstruiert worden war, und der Eiffelturm – ebenfalls eine Eisenkonstruktion – war erst zwei Jahre zuvor eingeweiht worden.


Die Originalphotos von Bulacher & Kling

Eisenbahnkatastrophe bei Mönchenstein am 14. Juni 1891. 3 Albumin-Silber-Prints 15,8 x 21,8 cm auf reich verzierten Kartons 30 x 35,5 cm. / BULACHER & KLING, Basel. – Photograph und Titel auf Kartons gedruckt.

Ref.: Im Licht der Dunkelkammer, S. 131 (Abb. Photo 1).

Photobibliothek.ch 11267

Photo 1: Die erste Lokomotive liegt neben dem Widerlager auf der Münchensteiner Seite. Auf der anderen Flussseite ist der fünfte Personenwagen auf dem Widerlager hängen geblieben und dabei entzwei gebrochen. Die letzten fünf Personenwagen blieben praktisch unversehrt auf den Gleisen stehen.

Photo 2: Die zweite Lokomotive, zugedeckt von Teilen der Brücke, und hinten wieder der entzwei gebrochene fünfte Personenwagen. Dazwischen – kaum vorstellbar – liegen die Trümmer von vier Personenwagen, einem Gepäck- und zwei Postwagen. Diese Photographie diente als Vorlage für den unteren Holzstich auf dem Titelblatt von «L'Illustration» (siehe weiter unten).

Photo 3: Die Unfallsituation auf der gegenüberliegenden Seite mit dem auf dem Widerlager hängen gebliebenen fünften Personenwagen.


L'Illustration vom 20. Juni 1891

L'ILLUSTRATION. – 49e Année, No 2521, Samedi 20 Juin 1891. – 2°. S. 529-541. Br.

Ref.: Treichler, Abenteuer Schweiz, 1991, S. 266 (Abb. Titelblatt).

Photobibliothek.ch 12077

Titelblatt «La catastrophe de Moenchenstein»

Doppelseite 536/537

———

Die Holzsstiche

Holzstich 1: «Les locomotives renversées sur la berge. Photographie Varady.» Die Photographie ist fast identisch mit Photo 1 von Bulacher & Kling.

Holzstich 2: «Les débris du train, vue prise de la rive droit de la Birse. D'après une photographie de MM. Bulacher et Kling.» Die Vorlage für diesen Holzstich war Photo 2.

Holzstich 3: «Vue prise en amont de la Birse. Phot. Bulacher et Kling.»

Holzstich 4: «Vue prise en aval de la Birse. Phot. Müller.»

Holzstich 5: «Le train précipité dans la Birse, après la rupture du pont. D'après les photographies de M. A.-J. Jungmann.»

Ausschnitt aus Holzstich 5 (ganz rechts): Über der ersten Lokomotive sieht man das Ökonomiegebäude des Bruckguts.


Eine Aufnahme von Eduard Schucht

Einsturz der Brücke Mönchenstein bei Basel. 14. Juni 1891. Albumin-Silber-Print 13,7 x 21,5 cm auf Karton 23,8 x 32,8 cm. / Ed[uard] SCHUCHT, Aussersihl. – Photograph, Titel und Datum auf die Vorderseite des Kartons gedruckt.

Andere Ansicht des Eisenbahnunglücks als auf den bekannten Aufnahmen von Bulacher und Kling, die in «L'Illustration» veröffentlicht wurden.

Zustand: Fehlstelle ca. 2,5 x 12 cm am Karton (ohne Textverlust).

Photobibliothek.ch 14084


Der Unfallort 2010

Die Brücken von Münchenstein aus gesehen. 1891 war die Brücke nur einspurig; heute ist sie zweispurig, mit je einer eigenen Brücke pro Spur.

Die Brücken flussaufwärts gesehen. Rechts ist das Münchensteiner Ufer.

Die Münchensteiner Seite. Hier lagen die beiden Lokomotiven in der Birs.

Blick von der Münchensteiner Seite auf die Unterseiten der beiden Brücken.

Das Ökonomiegebäude des Bruckguts (1891 im Besitz der Familie Geigy-Burckhardt). Hier waren die Leichen zur Identifizierung aufgebahrt worden.

Das Einzige, was heute noch an die Kathastrophe erinnert, ist dieser Gedenkstein bei der katholischen Kirche. Er wurde an dem Platze errichtet, an dem 1891 fünf Opfer des Unglücks beerdigt worden waren.


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