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Schulze, Niépce, Daguerre, Talbot, Herschel  

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Zeittafel zur Geschichte der Photographie

Um 350 v. Chr. Aristoteles (384-322 v. Chr.) beschreibt das optische Prinzip der Camera obscura. Er beobachtet, wie sich bei einer Sonnenfinsternis unzählige Sonnenscheiben am Boden unter einem Baum abbilden. Er erkennt, dass jede Öffnung im Laubdach wie die Lochblende einer Camera obscura wirkt.

1000-1500 Verschiedene Gelehrte beschäftigen sich mit der Camera obscura, allerdings noch nicht mit einer Linse, sondern mit einer Lochblende, welche nur ein sehr dunkles Bild ergibt: um 1000 der arabische Gelehrte Ibn Al Heitham (965-1038) und um 1270 der Franziskanermönch Roger Bacon (1214-1294). Um 1490 vergleicht Leonardo da Vinci (1452-1519) die Camera obscura mit dem menschlichen Auge; wie weit er die Funktion der Linse bereits verstanden hat, bleibt allerdings unklar.

1550 Gerolamo Cardano (1501-1576) beschreibt die Verwendung einer Linse in der Camera obscura zur Erzielung eines helleren Bildes.

1568 Daniele Barbaro (1513-1570) beschreibt ausführlich die Verwendung einer Bikonvexlinse in der Camera obscura. Er erkennt als erster, dass sich die Schärfe des Bildes mit einer zusätzlichen Blende, auf Kosten der Helligkeit, optimieren lässt.

1589 Johann Baptist Porta (1538-1615) beschreibt zum ersten Mal sehr ausführlich alle Möglichkeiten zur Verwendung der Camera obscura als Zeichenhilfe, weshalb er lange auch als deren Erfinder galt. Daneben beschreibt er, wie man die Projektion des aufrechten Bildes zur Belustigung des Publikums verwenden kann, indem man beispielsweise in Tierfelle eingenähte Kinder ausserhalb der Camera obscura eine Art «Kino-Theater» aufführen lässt.

1646/1671 Athanasius Kircher (1602-1680) veröffentlicht erste Kupferstiche für eine Camera obscura als Zeichenhilfe in Zimmergrösse und für zwei noch fehlerhaft gezeichnete Laterna magicae (die zu projiziernden Bilder stehen nicht auf dem Kopf, und sie befinden sich nach der Linse anstatt davor).

1657 Kaspar Schott (1608-1666) veröffentlicht die erste Beschreibung einer handlichen Camera obscura als Zeichenhilfe, bestehend aus zwei zur Scharfstellung ineinander schiebbaren Kästen. Dies ist exakt der Kameratypus, den später Niepce, Talbot und Daguerre als erste photographische Kamera verwenden werden.

1700-1839 Unterschiedliche Bauformen der Camera obscura werden entwickelt. Einer der bedeutendste Hersteller ist Georg Friedrich Brander (1713-1783), dessen Werk über die verschiedensten Bauformen 1767 erscheint. Die Camera obscura findet als Zeichenhilfe unter Künstlern, Forschern und Reisenden grosse Verbreitung.

1727 Johann Heinrich Schulze (1687-1744) entdeckt, dass Licht und nicht Wärme Chlorsilber schwarz werden lässt.

1777 Carl Wilhelm Scheele (1742-1786) wiederholt die Versuche von Schulze. Dabei entdeckt er, dass Chlorsilber in Ammoniak löslich ist und Silber nicht. Dieses Fixiermittel wird jedoch von Forscherkollegen übersehen.

1802 Thomas Wedgewood (1771-1805) versucht mit Hilfe von Humphry Davy (1778-1839) vergeblich, Bilder mit der Camera obscura festzuhalten. Kontaktdrucke botanischer Objekte auf  mit Silbernitrat bestrichenem Papier und Leder gelingen zwar, können aber nicht fixiert werden. Unverständlich ist bis heute, warum ihnen die Fixierung der Bilder nicht gelang, obwohl der berühmte Chemiker Davy doch von Carl Wilhelm Scheeles Versuchen gewusst haben musste.

1816 Joseph Nicéphore Niépce (1765-1833) gelingen erste Bilder mit der Camera obscura auf Silbersalzpapier. Aber auch er kann die lichtempfindlichen Bilder nicht fixieren.

1827 Seit 1822 experimentiert Niépce mit Judenpech als lichtempfindlicher Schicht. Die nicht belichteten Teile löst er mit einer Mischung aus Lavendelöl und Petrol heraus. 1827 (möglicherweise schon 1826) macht er mit seinem Verfahren, das er «Héliographie» nennt, die berühmte Aufnahme «Point de vue du Gras» (die seit 1898 verschwundene Aufnahme wurde 1952 vom Photohistoriker Helmut Gernsheim wiederentdeckt).

1829 Louis Jacques Mandé Daguerre (1787-1851) schliesst mit Niépce einen Vertrag, mit dem Ziel, das von Niépce erfundene Verfahren weiterzuentwickeln.

1835 Ohne Wissen um die Arbeiten von Niépce und Daguerre gelingen auch William Henry Fox Talbot (1800-1877) erste Aufnahmen mit der Camera obscura, die er «Photogenic Drawing» nennt. Erhalten ist heute noch das Negativ des Gitterfensters seiner Bibliothek in Lacock Abbey.

1837 Nach dem Tod von Niépce (1833) forscht Daguerre allein weiter. 1837 gelingt ihm die erste Aufnahme mit einem wesentlich verbesserten Verfahren, welches er «Daguerréotype» nennt.

6. Januar 1839 Die Tageszeitung «La Gazette de France» berichtet weltweit zum ersten Mal über die Erfindung von Daguerre.

7. Januar 1839 François Dominique Arago (1786-1853), Sekretär der Académie des Sciences in Paris, macht sich zum Anwalt der Sache Daguerres und berichtet erstmals am 7. Januar vom neuen Verfahren.

31. Januar 1839 Talbot, aufgeschreckt durch die Nachrichten aus Frankreich, stellt sein Verfahren der Royal Society in London vor.

Januar bis August 1839 Etwa 20 weitere Erfinder melden ihre Prioritätsansprüche an der Erfindung der Photographie an.

14. März 1839 John Frederick William Herschel (1792-1871) weist an der Sitzung der Royal Society darauf hin, dass Natriumthiosulfat viel besser als Fixiermittel geeignet ist als Kochsalzlösung. Den überarbeiteten und erweiterten Bericht veröffentlicht er jedoch erst am 20. Februar 1840. Natriumthiosulfat ist bis heute das wirksamste Fixiermittel geblieben.

19. August 1839 Offizielle Bekanntgabe des Daguerreotypie-Verfahrens durch Arago und Daguerre vor der Académie des Science und der Académie des Arts in Paris. Das Verfahren wird vom französischen Staat gekauft und «der Welt geschenkt».

September bis Dezember 1839 Daguerres Handbuch erscheint bei Giroux und einigen weiteren Verlegern. Es wird sofort in zahlreiche Sprachen übersetzt.

Januar 1840 Erste umfangreiche Veröffentlichung der Daguerreotypie und anderer Verfahren in der Schweiz in der ersten Ausgabe des «Schweizerischen Gewerbeblattes».

Februar 1841 Talbot veröffentlicht sein Negativ-Positiv-Verfahren mit Entwicklung des latenten Bildes in Gallussäure, welches er «Kalotypie» nennt. Dies ist der Vorläufer aller späteren photographischen Verfahren.

August 1842 Herschel veröffentlicht die «Cyanotypie». Zunächst als billiges Kopierpapier für Positive verwendet, wurde sie dann über 100 Jahre das wichtigste Planpausverfahren («Blaupause»).

1850 Louis Désiré Blanquart-Evrard (1802-1872) erfindet das Albuminpapier. Es wird zum wichtigsten Photopapier des 19. Jahrhunderts.

1851 Frederick Scott Archer (1813-1857) erfindet das Nasse Kollodiumverfahren. Das Glasnegativ verdrängt das viel weniger empfindliche Papiernegativ sehr schnell. Unterbelichtete Negative erscheinen schwarz hinterlegt als Positive und finden so als Unikatverfahren Anwendung (Ambrotypie, Pannotypie, Ferrotypie).

1854 André Adolphe Eugène Disdéri (1819-1889) macht die Carte-de-visite populär. Das billige Verfahren verdrängt die teuren Unikatverfahren Daguerreotypie, Ambrotypie und Pannotypie nach und nach (nur die sehr billige und einfach zu handhabende Ferrotypie kann sich bis ins 20. Jahrhundert behaupten).

1871 Richard Leach Maddox (1816-1902) erfindet die Gelatine-Trockenplatte. Diese verdrängt ab etwa 1880 das Nasse Kollodiumverfahren vollständig.

1873 Hermann Wilhelm Vogel (1834-1898) erfindet die orthochromatische Sensibilisierung photographischer Schichten. Damit können erstmals die Farben in einem einigermassen richtigen Tonwertverhältnis dargestellt werden, eine wichtige Voraussetzung für die Farbphotographie.

1878 Louis Ducos du Hauron (1837-1920) veröffentlicht sein Farbphotoverfahren «Héliochromie» (subtraktives Pigmentdruckverfahren).

1878 Erste Berichte über die Bewegungsstudien von Pferden von Eadweard Muybridge (1830-1904) erscheinen (einer der ersten in der August-Nummer des «Philadelphia Photographer»).

1882 Die umfangreiche Studie «The Horse in Motion» mit Bewegungsstudien von Eadweard Muybridge erscheint.

1888 George Eastman (1854-1932) bringt die erste Rollfilmkamera «The Kodak» auf den Markt.

Dezember 1895 Wilhelm Conrad Röntgen (1845-1923) entdeckt die X-Strahlen.

28. Dezember 1895 Die erste öffentliche Filmvorführung der Gebrüder Lumière findet in Paris statt.

1907 Die Gebrüder Lumière bringen das Farbphotoverfahren «Autochrome» auf den Markt (Glas-Diapositive).

1925 Leitz bringt die erste Kleinbildkamera «Leica» auf den Markt. Erfinder ist Oskar Barnack (1879-1936).

1929 Franke und Heidecke bringen die zweiäugige Spiegelreflexkamera «Rolleiflex» auf den Markt.

1936 Die ersten Farb-Diapositivfilme «Kodachrome» von Kodak und «Agfacolor Neu» von Agfa erscheinen auf dem Markt.

1938 VEF aus Riga bringt die erste Kleinstbildkamera «Minox» auf den Markt. Erfinder ist Walter Zapp (1905-2003).

1947 Edwin Herbert Land (1909-1991) veröffentlicht das Sofortbildverfahren «Polaroid».

1948 Victor Hasselblad (1906-1978) bringt die einäugige Spiegelreflexkamera «Hasselblad 1600 F» auf den Markt.

1959 Die Spiegelreflexkamera «Nikon F» erscheint und wird zum Vorbild aller späteren Pressekameras.

1975 Steven J. Sasson entwickelt für Kodak die erste elektronische Kamera mit digitaler Bildspeicherung. Mit einem separaten Wiedergabegerät kann das Bild auf einem normalen Fernsehapparat angeschaut werden.

1990 Das US-Unternehmen Dycam stellt an der Comdex '90 die erste Digitalkamera mit digitaler Bildspeicherung vor. Für den europäischen Markt tut sich Dycam 1991 mit dem Schweizer Unternehmen Logitech zusammen. In den USA wird die Kamera als «Dycam Model 1» und in Europa als «Logitech Fotoman FM-1» vermarktet. Die erste digitale Spiegelreflexkamera, die «Kodak DCS100», erscheint etwa zur gleichen Zeit, diese wird aber wegen ihres hohen Preises nur im professionellen Bereich eingesetzt.

2003 In diesem Jahr werden erstmals mehr Digitalkameras als analoge Apparate verkauft. Der endgültige Wechsel von der analogen zur digitalen Photographie ist vollzogen.


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