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Lexikon der Illustrationsverfahren A-K

ABSAUGVERFAHREN (1922-1936)

Andere Bezeichnungen: Jos-Pe-Verfahren, Vobach-Verfahren usw.

Verfahren: Frühes Farbverfahren für Farbphotographien auf Gelatine-Papier.

Geschichte: Das Absaugverfahren «Jos-Pe» wurde 1923 von Gustav Koppmann patentiert und in München und Hamburg produziert. Das Absaugverfahren «Vobach» wurde 1922 von der Schneider-Vobach Farben-Photographie GmbH patentiert und in Berlin produziert. Daneben gab es noch weitere Verfahren, die nach dem Absaugverfahren funktionierten.

Beschrieb: Mit einer Strahlenteilerkamera werden drei Auszugsnegative und daraus drei Reliefbilder hergestellt, die gelb, magenta und cyan eingefärbt werden. Diese Reliefbilder werden dann nacheinander auf ein Gelatine-Papier gequetscht, welches die Farben «absaugt». Im Gegensatz zum Pigmentverfahren, wo die Reliefbilder selbst übertragen werden, können beim Absaugverfahren die gleichen Matrizen für mehrerer Abzüge verwendet werden.

Merkmale: Die Abzüge haben typischerweise eine Art «malerische Unschärfe». Wenn der Abzug nicht beschnitten ist, sind am Rand die drei abgesaugten subtraktiven Grundfarben Gelb, Magenta und Cyan erkennbar (siehe Bild). Alle drei Farben sind dabei in die Gelatineschicht eingebettet, dies im Gegensatz zum Pigmentverfahren, wo die Reliefbilder selbst übertragen werden und deshalb als drei Schichten vorliegen, die oft abblättern.

Referenzen: Koshofer, Bd. 1: S. 95 (Jos-Pe-Verfahren), S. 136 (Vobach-Verfahren), S. 138/139 (Schneider-Vobach Farb-Photographie GmbH); Koshofer Bd. 3: S. 22 (Absaugverfahren), S. 78 (Jos-Pe-Verfahren), S. 136 (Vobach-Verfahren).

Hans Holdt [zugeschrieben], unbekannte Frau mit Schwarzem Hut und rotem Schal, um 1925. An den Ecken des Abzugs sind die drei abgesaugten subtraktiven Grundfarben Gelb, Magenta und Cyan erkennbar. (Photobibliothek.ch 16418)


ALBUMINPAPIER (1850-1900)

Andere Bezeichnungen: Albumin-Silber-Print, albumen silver print (e)

Verfahren: Auskopierpapier

Geschichte: 1850 durch Louis Désiré Blanquart-Evrard erfunden. Häufigstes Photopapier des 19. Jahrhunderts. Mattalbuminpapier (durch Zusatz von Arrowroot-Stärke leicht retuschierbar) wurde bis etwa 1930 verwendet.

Beschrieb: Lichtempfindliche Silbersalze in einer Schicht aus Hühnereiweiss, vereinzelt auch Milcheiweiss (Kaseinpapier) oder pflanzliches Eiweiss (Protalbinpapier).

Merkmale: Schicht quillt nicht und ist nicht acetonlöslich. Schicht oft rissig und Papierfilz gut sichtbar. Lichter meist ausgebleicht. Farbe: Gelbbraun bis rotbraun, mit Goldtonung braunviolett bis schwarz. Papierstärke: 0,10 mm (extrem dünn, meist aufgezogen).

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 59. Hansch, Frühe Photographien, 1985, S. 75-77 u. 92-93.

>>> Mattalbuminpapier

Achille Quinet, Forêt de Fontainebleau, um 1860.
Typisch für Albuminabzüge aus dem 19. Jahrhundert ist die «Sepia»-Farbe. Sie entsteht dadurch, dass der Schwarzanteil durch UV-Strahlung bräunlich und das weisse Papier mit der Zeit gelblich wird.
(Photobibliothek.ch 14090)

Giorgio Sommer, Rheinfall, ca. 1985. Albuminabzüge mit Goldtonung bleichen viel weniger aus als ungetonte Abzüge, ihr Farbton ist braunviolett bis schwarz.
(Photobibliothek.ch 12990)

André Adolphe-Eugène Disdéri, Adolphe Thiers (erster Präsident der Französischen Republik), ca. 1860. Bis etwa 1890 sind praktisch alle dieser 7 x 10 cm grossen «Carte-de-visite» auf Albuminpapier abgezogen
(Photobibliothek.ch 3770)

Kyoto Girls (Ausschnitt), ca. 1890.
Die Japaner waren Meister in der Handkolorierung von Albuminabzügen.
(Photobibliothek.ch 478)


AMBROTYPIE (1852-1863)

Andere Bezeichnungen: Amphitypie, Mela(i)notypie (auch Ferrotypie so genannt!)

Verfahren: Direkt-Positiv (Unikat)

Geschichte: 1852 durch Scott Archer und Peter W. Fry entwickelte Variante des nassen Kollodiumverfahrens.

Beschrieb: Ein unterbelichtetes Kollodium-Glasnegativ wird schwarz hinterlegt und erscheint dadurch als Positiv. Um eine möglichst helle Schicht zu erhalten wurde die Platte in sogenannter «Alabasterflüssigkeit» gebadet.

Merkmale: Erscheint im Durchlicht betrachtet (oder weiss hinterlegt) als Negativ.

Referenzen: Gernsheim, Geschichte der Photographie, 1983, S. 287-292. Hansch, Frühe Photographien, 1985, S. 40-51.

Mann mit Backenbart, Ambrotypie, ca. 1860; die rechte Hälfte ist weiss anstatt schwarz hinterlegt, dadurch ist zu erkennen, dass es sich um ein unterbelichtetes Negativ handelt
(Photobibliothek.ch 4316)


AQUATINTA (1765-heute)

Verfahren: Tiefdruck

Geschichte: Seit etwa 1765 bekannt. Auch noch in jüngster Zeit angewandt (z.B. durch Picasso).

Beschrieb: Ätzverfahren zur partiellen Halbtondarstellung, meist mit einer Radierung zur Liniendarstellung kombiniert. Die Körnung wird mittels Streukorn (Kolophonium) zur Abdeckung der Platte oder Salzkorn zur Perforierung des Ätzgrundes erreicht.

Merkmale: Typische Tiefdruckmerkmale (erhöhtes Farbbild und Druckrand). Körnige Struktur bei deutlich separierten unterschiedlichen Tonabstufungen. Streukorn ergibt weisse und Salzkorn schwarze Punkte.

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 137 ff.

Eine Bergmühle bei Tiefenkasten Canton Graubünden, Aquatinta, ca. 1850, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm
(Photobibliothek.ch 13904)


ARISTOPAPIER (1885-1920)

Andere Bezeichnungen: Gelatine-Silber-Print (allg.), gelatin printing-out paper (e)

Verfahren: Auskopierpapier

Geschichte: 1882 durch William W. Abbney erfunden. 1885 durch Barker verbessert. 1886 «Aristo» von Liesegang, 1891 «P.O.P.» von Ilford, 1892 «Solio» von Kodak.

Beschrieb: Lichtempfindliches Chlorsilbersalz in Gelatineschicht auf Barytunterlage.

Merkmale: Schicht quillt und ist nicht acetonlöslich. Immer mit Barytgrund. Oberflächen: Glänzend, halbmatt, tiefmatt. Farbe: Rotbraun bis braunschwarz. Papierstärke: 0,12...0,15 mm. Sichere Unterscheidung von Gaslichtpapier nur mikroskopisch möglich.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 63.

Aristopapier, ca. 1910; der rötliche Ton ist häufig, aber nicht zwingend


AUTOCHROME (1907-1950)

Andere Bezeichnungen: Farbrasterplatte (später auch Farbrasterfilm «Filmcolor»)

Verfahren: Kornraster-Verfahren

Geschichte: 1868 Idee durch Louis Ducos du Hauron. 1892 gefärbte Schellackkörner durch James W. McDonough. 1907 Autochrome (Farbrasterplatte) und 1929 Filmcolor (Farbrasterfilm) durch Louis Auguste Lumière.

Beschrieb: Eine halogensilberhaltige Gelatineschicht wird durch ein Kornraster aus rot, grün und blau gefärbten Stärkekörnchen belichtet, dann wird es umkehrentwickelt und kann so wie ein Diapositiv betrachtet werden.

Merkmale: Sieht aus wie ein farbiges Glasdiapositiv. Die Schicht der Autochromplatte wird durch eine zweite Glasplatte mit schwarzem Passepartout dazwischen geschützt. Autochrome und Filmcolor erkennt man am sehr feinen Farbraster aus runden Stärkekörnchen. Spätere Konkurrenzprodukte haben andere Raster, z.B. Dufaycolor mit Linienraster.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 65.

Zwei Mädchen, Farbrasterplatte «Autochrome», ca. 1915
(Photobibliothek.ch 3891)

 Frankreich, 5 Stereo-Autochrome-Platten, ca. 1920
(Photobibliothek.ch 199)

Autochrome-Kornraster aus rot, grün und blau gefärbten Stärkekörnchen.


AUTOTYPIE (1890-1985)

Andere Bezeichnungen: Netzätzung, similigravure (f), halftone engraving (e)

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: 1882 durch Meisenbach erfunden.

Beschrieb: Photographische Rasterung und anschliessende Ätzung in Blei. Kann zusammen mit der Schrift in Bleisatz gedruckt werden. Spezielle Techniken: Duplex-Autotypie (schwarze + graue Autotypie); Doppeltondruck (auslaufende Druckfarbe ergibt einen weichen Hintergrundton).

Merkmale: Gleichmässiges Raster mit unterschiedlich grossen Rasterpunkten. Diese haben als typisches Hochdruckmerkmal oft einen Quetschrand, was die einzelnen Rasterpunkte innen heller als aussen erscheinen lässt. An der gleichzeitig gedruckten Schrift ist der Quetschrand oft besonders gut erkennbar, ebenso die sogenannte Schattierung in Form von spiegelverkehrten erhabenen Stellen auf der Rückseite des Druckes.

Referenzen: Camera 10/67. Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 70 ff. Krüger, Die Technik der bunten Akzidenz, 1907, Tfl. IV u. V.

>>> Offsetdruck (Vergleich Flachdruckmerkmale)
>>> Rastertiefdruck (Vergleich Tiefdruckmerkmale)

Der Photograph Paul Wolff, Autotypie im Zeitungsraster, ca. 1980, Ausschnitt im Original 7,5 x 5cm

Das wichtigste Unterscheidungmerkmal des Hochdruckes gegenüber dem Offsetdruck ist der Quetschrand (mit einer 10-fach Lupe erkennbar)

Besonders gut ist der Quetschrand bei der Schrift erkennbar

Ein anderes typisches Hochdruckmerkmal ist die sogenannte Schattierung in Form von spiegelverkehrten erhabenen Stellen auf der Rückseite des Druckes; diese ist  ebenfalls bei der Schrift besonders gut erkennbar

Autotypieplatte mit Druckmuster auf der Verpackung, ca. 1910

Das spiegelverkehrte Bild wird im Gegenlicht erkennbar
(Photobibliothek.ch 9537)


BARYT-FARBPHOTOPAPIER (1942-1970)

Verfahren: Chromogenes (farbstoffbildendes) Negativ-Positiv-Farbverfahren

Geschichte: 1941 durch Agfa und 1942 durch Kodak auf den Markt gebracht. Zunächst nur durch das Militär genutzt, erst ab etwa 1950 breite Anwendung im Amateurbereich. Ab 1970 durch das PE-Farbphotopapier abgelöst.

Beschrieb: Drei oder mehr chromogen entwickelte Farbschichten auf Papier mit Barytgrund.

Merkmale: Staub wird beim Vergrössern weiss abgebildet. Die Unterlage besteht aus festem Papier mit Barytgrund. Die Rückseite ist mit Bleistift gut beschriftbar (im Gegensatz zum späteren PE-Farbphotopapier.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 67.

>>> PE-Farbphotopapier

Amateurphotographie auf «Gevacolor» (hergestellt 1951-1966).
Ältere Abzüge sind nicht sehr stabil: im Laufe der Jahre erfolgt häufig eine Farbverschiebung nach Magenta

(Photobibliothek.ch 12563)


BARYTPAPIER

>>> Bromsilberpapier


BLAUPAUSE

>>> Cyanotypie


BROMÖLDRUCK (1907-1940)

Verfahren: Edeldruck

Geschichte: 1907 durch E. J. Wail erfunden und durch C. Welourne Piper praktikabel gemacht.

Beschrieb: Ein Bromsilberpapier, das nicht gehärtet sein darf, wird im Vergrösserungsapparat belichtet und anschliessend gebleicht. Das Bleichen bewirkt ein Härten der Schatten, so dass nur hier die mit einem Pinsel aufgetragene Ölfarbe angenommen wird.

Merkmale: Besonders dicke Gelatineschicht mit Barytunterlage. Pinselstriche und oft auch abgebrochene Pinselhaare erkennbar. Oft ist die Farbe mit Lösungsmittel stellenweise abgewischt, speziell zur Darstellung von Wolken (siehe «Cadlimohütte» unten).

Referenzen: Heidtmann, Kunstphotographische Edeldruckverfahren heute, 3. Aufl., 1982, S. 132 ff.

Jean Honegger, Cadlimohütte Tessin, Bromöldruck, 1930
(Photobibliothek.ch 2623)


BROMÖLUMDRUCK (1909-1940)

Verfahren: Edeldruck

Geschichte: C. H. Hewitt publizierte 1909 ein Verfahren für den Umdruck von Bromöldrucken.

Beschrieb: Ein frisch eingefärbte Bromöldruck wird in einer Kupferdruckpresse auf ein nicht beschichtetes Kupferdruckpapier übertragen. Mehrfachdrucke in Schwarzweiss (grösserer Tonumfang) oder in Farbe.

Merkmale: Papier ohne Beschichtung. Farbe liegt auf der Oberfläche der Papierstruktur. Doppelte Konturen bei Mehrfachdrucken (siehe «Monte Dito» unten). Sicher als Bromölumdrucke identifiziert werden können direkt auf grössere Kartons gedruckte Umdrucke (nicht montiert!). Bei unbeschnittenen Drucken ist manchmal ein Druckrand erkennbar.

Referenzen: Heidtmann, Kunstphotographische Edeldruckverfahren, 3. Aufl., 1982, S. 121 ff. Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 74.

Jean Honegger, Monte Dito Locarno, mehrfacher Bromölumdruck, ca. 1935

Die doppelten Konturen des Mehrfachdruckes sind in der Vergrösserung
(im Original etwa 4 x 5 cm) leicht erkennbar
(Photobibliothek.ch 2621)

 

Hugo Haluschka, Kreuz im Ährenfeld, mehrfarbiger Bromölumdruck, ca. 1924
(Photobibliothek.ch 1844)


BROMSILBERPAPIER (1885-heute)

Andere Bezeichnungen: Gelatine-Silber-Print (allg.), Barytpapier, Vergrösserungspapier

Verfahren: Entwicklungspapier für Vergrösserungen

Geschichte: 1874 durch Peter Mawdsley erfunden. 1877 durch Joseph Wilson Swan verbessert und industriell hergestellt. Ab 1970 durch das RC- bzw. PE-Photopapier abgelöst, wird aber bis heute für die künstlerische Photographie in hoher Qualität produziert.

Beschrieb: Lichtempfindliches Bromsilbersalz in Gelatineschicht auf Barytgrund.

Merkmale: Schicht quillt und ist nicht acetonlöslich. Farbe: Blauschwarz (reines Bromsilber) oder braunschwarz (Chlorbromsilber). Oft metallisch glänzend (sogenanntes «Mirroring» als typisches Merkmal für älteres Entwicklungspapier).

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 64. Hansch, Frühe Fotografien, 1983, S. 83-85.

>>> PE-Photopapier

Einfachstes Merkmal für Gelatine-Silber-Prints: ein Tropfen Wasser ...

... lässt die Schicht aufquellen (zerstörungsfrei)

Russischer Jäger mit einem Zobel in der Falle, ca. 1910. Mirroring: Das Aussilbern des Bildes in den dunklen Bildstellen vom Rand her kommt oft bei älteren Entwicklungspapieren vor
(Photobibliothek.ch 11207)


CARBRODRUCK (1919-1950)

Andere Bezeichnungen: Ozotypie, Ozobromdruck

Verfahren: Edeldruck

Geschichte: 1898 von von Thomas Manly als «Ozotypie» entwickelt. 1909 von Howard E. Farmer als «Ozobromdruck» patentiert. Ab 1919 als «Carbrodruck» (= Carbon + Bromsilber) im Handel (auch als Dreifarbendruck).

Beschrieb: Auf ein Bromsilberpapier wird ein Pigmentpapier aufgequetscht und entwickelt. Daraus entsteht ein Auswaschrelief aus Pigmentgelatine, welches über einen Zwischenträger aus Zelluloid auf das definitive Trägerpapier übertragen wird. Mit drei Farbschichten ist Dreifarbendruck möglich.

Merkmale: Schichtablösung des Gelatinereliefs an den Ecken. Höherer Glanz in den Schatten.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 78. Heidtmann, Kunstphotographische Edeldruckverfahren heute, 3. Aufl., 1982, S. 151-159.

Jean Honegger, o.T., Carbrodruck, ca. 1935
(Photobibliothek.ch 2622)


CELLOIDINPAPIER (1867-1920)

Andere Bezeichnungen: Celloidin-Silber-Print, collodion printing-out paper (e)

Verfahren: Auskopierpapier

Geschichte: 1864 durch George Wharton Simpson erfunden. Ab 1867 fabrikatorische Herstellung. Häufig erst um die Jahrhundertwende benutzt.

Beschrieb: Lichtempfindliche Silbersalze in Kollodiumschicht auf Barytunterlage (letztere seit 1866 bekannt).

Merkmale: Schicht quillt nicht. Oberflächen: Glänzig (oft zerkratzt) und halbmatt. Farbe: Rotbraun bis braunschwarz. Papierstärke: 0,15 mm (Rolltendenz, deshalb meist aufgezogen). Ein Tropfen Aceton löst die Kollodiumschicht sofort auf, und der weisse Barytgrund wird sichtbar.

Referenzen: Hansch, Frühe Fotografien, 1985, S. 78-79. Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 62.

Einfachstes Merkmal für Celloidin-Silber-Prints ist die Aceton-Probe

Aceton löst die Schicht sofort auf (leider nicht zerstörungsfrei)

Ein häufiges Merkmal von Celloidin-Silber-Prints sind zerkratzte Oberflächen, bei dieser Carte-de-Cabinet (Ausschnitt) geht der Abrieb bis auf die Baritschicht


CHROMOLITHOGRAPHIE (1837-1900)

Andere Bezeichnungen: Öldruck

Verfahren: Flachdruck

Geschichte: 1837 durch G. Engelmann patentiert. Wichtigstes farbiges Illustrationsverfahren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Kaum für photographische Reproduktionen angewendet.

Beschrieb: Lithographie aus 6...15 Steinen für die einzelnen Teilfarben.

Merkmale: Flächiger Farbauftrag in sehr vielen Schichten. Kein gleichmässiger Raster, aber typischer punktförmiger Farbauftrag. Gemäldeimmitationen manchmal mit pastosem Farbauftrag oder zusätzlichem Prägedruck.

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 192-193.

>>> Photochromdruck

Chromolithographie, ca. 1900, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

Vergrösserung


CIBACHROME (1968-heute)

Andere Bezeichnungen: Ilfochrome classic (heutige Bezeichnung für Cibachrome II)

Verfahren: Chromolytisches (farbstoffzerstörendes) Positiv-Farbverfahren

Geschichte: 1968 als Fachmaterial und 1976 als Amateurprozess für Abzüge ab Farbdiapositiven durch Ciba und Ilford auf den Markt gebracht.

Beschrieb: Drei oder mehr chromolytisch entwickelte Schichten auf PE-Papier.

Merkmale: Staub wird beim Vergrössern schwarz abgebildet. Rückseite immer kunststoffbeschichtet und dadurch mit Bleistift kaum beschriftbar.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 82.

Werbung von Ilford, Original Cibachrome-Vergrösserung von Uwe Ommer, ca. 1980
(Photobibliothek.ch 10251)


CYANOTYPIE (1842-1890)

Andere Bezeichnungen: Blaupause, Blaudruck, blueprint (e)

Verfahren: Auskopierpapier

Geschichte: 1842 durch John Herschel erfunden. Als Planpause noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein verwendet.

Beschrieb: Mit Eisensalzen lichtempfindlich gemachtes Papier wird belichtet und in Wasser ausgewaschen.

Merkmale: Schichtlos, durch die blaue Farbe problemlos erkennbar, bleicht kaum aus.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 68. Schaaf, Sun Gardens, New York, 1985.

Ida Chamberlin at Wellesley Hills, Cyanotypie, 1885
(Photobibliothek.ch 648)


DAGUERREOTYPIE (1839-1860)

Andere Bezeichnungen: Daguerréotypie (f), Daguerreotype (e)

Verfahren: Direkt-Positiv (Unikat)

Geschichte: Erstes praktikables photographisches Verfahren, erfunden von Louis Jacques Mandé Daguerre (nach Vorarbeiten durch Nicéphore Niépce). 1839 veröffentlicht, vom französischen Staat gekauft und «der Welt geschenkt».

Beschrieb: Eine versilberte Kupferplatte wird mittels Joddampf lichtempfindlich gemacht, nach der Belichtung in Quecksilberdampf «entwickelt» und mit Natriumthiosulfat fixiert. Belichtungszeit: 1839 15...30 min, konnte später auf 10...60 s reduziert werden.

Merkmale: Die Lichter bestehen aus weissem Amalgam und die Schatten aus spiegelndem Silber, weshalb zur Betrachtung der Hintergrund möglichst dunkel sein sollte.

Referenzen: Gernsheim, Geschichte der Photographie, 1983, S. 55-65. Agfa Foto-Historama, Silber und Salz, 1989, S. 624-634.

Mann mit Schnupftabakdose, Daguerreoptypie, Sechstelplatte, ca. 1850. Daguerreotypien wurden typischerweise in Etuis dieser Art aufbewahrt.
(Photobibliothek.ch 3858)


DIGITALDRUCKE (1995 bis heute)

Andere Bezeichnungen: Digital-Druckpapier, digital print paper (e); der Begriff «Photopapier» sollte hier vermieden werden, weil er nicht zwischen Analog- und Digitalverfahren sowie zwischen Ausbelichtung und Druck unterscheidet

Verfahren: Tintenstrahldruck

Geschichte: Seit Beginn der Still-Video-Photographie (um 1975) wurde versucht, elektronisch erzeugte Photographien auszudrucken. Die damals zur Verfügung stehenden Nadel-, Thermo- und Laserdrucker erlaubten jedoch nur eine bescheidene Qualität. 1988 erschien der erste Tintenstrahldrucker für den Massenmarkt, der HP Deskjet. Mit dem Fortschritt der Tintenstrahl-Drucktechnik wurden Papiere mit speziellen Oberflächen entwickelt, deren Ausdrucke kaum mehr von herkömmlichen Analogphotographien zu unterscheiden waren. Relevant wurde die Technik erst mit dem Aufkommen echter Digitalkameras ab 1991.

Beschrieb: Ausdruck einer Datei (z.B. JPG) mittels Tintenstrahldrucker auf Papier mit spezieller Oberfläche, die den Eindruck eines Photopapiers erzeugt (z.B. HP Premium Plus Photo Paper Glossy). Für hochwertige Farb- und Schwarzweiss-Drucke werden die Grundfarben Cyan, Yellow, Magenta und Key (schwarz) durch die Zwischentöne Rot, Grün und Blau sowie durch verschiedene Grautöne erweitert.

Merkmale: Bei starker Vergrösserung sind stochastisch verteilte Rasterpunkte in Form von Farbspritzern erkennbar. Anwendung in der künstlerischen Photographie, im Amateurbereich für sogenannte «Photobücher» und Poster in kleiner Stückzahl.

Ein Vorläufer des Digitaldrucks ist diese Aufnahme des Wettersateliten Trios um 1965. Die Übertragung aus dem Weltraum erfolgte mittels Analogsignal, welches dann Zeilenweise auf Thermopapier ausgedruckt wurde (noch keine Digitaldatei).
(
Photobibliothek.ch 217)

Muster-Digitaldruck mit HP Deskjet 950C (Markteinführung Januar 2001) auf HP Premium Plus Photo Paper Glossy. Ab dem Jahr 2000 liessen die Tintenstrahldrucker für den  Amateurbereich kaum noch Wünsche offen.
(Photobibliothek.ch 12573)

Bei starker Vergrösserung sind stochastisch verteilte Rasterpunkte in Form von Farbspritzern erkennbar.

Rolf Wessendorf: Der Stallmeister, 2011.
(Photobibliothek.ch 14105)

Beispiel eines Schwarz/Weiss-Druckes auf grobem, mattem Papier
mit Schwarz und mehreren Grautönen.


DIGITALPHOTOGRAPHIEN (1991 bis heute)

Andere Bezeichnungen: Gelatine-Silber-Print (allg.), Digital-Photopapier, digital photo paper (e)

Verfahren: Entwicklungspapier (genaues Verfahren nicht bekannt)

Geschichte: Kodak hatte bereits 1975 die erste tragbare elektronische Kamera entwickelt. Diese speicherte das Video-Standbild eines CCD-Sensor von Fairchild als Analogsignal auf einem Kassettenrecorder. Die «Mavica» von Sony war ab 1987 die erste Still-Video-Kamera für den Amateurmarkt mit austauschbarem Bildspeicher in Form einer 2"-Video-Floppydisk für je 50 Aufnahmen. Diese Still-Video-Kameras waren noch keine Digitalkameras – alles geschah ja anolog und nirgens lag ein digitales Signal vor, weshalb auch die Übertragung auf einen PC gar nicht möglich war. Die «Dycam Model 1» bzw. «Logitech Fotoman FM-1» kam 1991 auf den Markt. Sie war die erste Digitalkamera für den Amateurmarkt. Die erste digitale Spiegelreflexkamera, die «Kodak DCS100», erschien etwa zur gleichen Zeit, diese war aber extrem teuer und wurde nur im professionellen Bereich eingesetzt. Seit Beginn wurden elektronisch erzeugte Photographien auf herkömmliches Analog-Photopapier ausbelichtet, später wurden spezielle PE-Farbphotopapiere für Laser- und LED-Belichter entwickelt. Relevant wurde die Technik erst mit dem Aufkommen der Digitalkameras ab 1991.

Beschrieb: Ausbelichtung einer Datei (z.B. JPG) auf PE-Farbphotopapier (z.B. Kodak Royal Digital Paper, Fujicolor Crystal Archive Paper). Anschliessend chemische Entwicklung und Fixierung wie analoges PE-Farbphotopapier.

Merkmale: Wie analoges PE-Farbphotopapier. Bei starker Vergrösserung ist ein quadratischer Raster erkennbar. Anwendung hauptsächlich für Einzelabzüge im Amateurbereich (Rollenbreiten 9, 11, 13, 20 cm).

Originalaufnahme, die mit einer Logitech Fotoman FM-1 gemacht wurde. Das Bild hat 376 x 284 Pixel mit 256 Graustufen. 1 Bildpixel entspricht 1 Bildschirmpixel (wenn Zoom auf 100% gestellt ist). © 1996 John Henshall
(Photobibliothek.ch 15470)

Diese Digitalphotographie wurde 1996 mit einer Nikon-Kamera N90 mit Kodak-Unterbau DCS 460 aufgenommen und auf Kodak Electronic Imaging Paper ausbelichtet. Die Qualität der Aufnahme ist mit heutigen Digitalphotographien vergleichbar, aber die Photoausrüstung kostete noch 165'000 Franken...
(Photobibliothek.ch 11109)

Digitalphotographie ausbelichtet auf Fujicolor Crystal Archive Paper. Bei starker Vergrösserung ist ein quadratischer Raster erkennbar.


DUOTONE-OFFSETDRUCK (1975-heute)

Andere Bezeichnungen: Duotone offset (e)

Verfahren: Flachdruck

Geschichte: Heute übliche Drucktechnik für anspuchsvolle Schwarzweissreproduktionen.

Beschrieb: Neben dem schwarzen Raster ergibt ein zweiter, grauer Raster einen grösseren Tonwertumfang.

Merkmale: Gleichmässiges Raster mit schwarzen und grauen Rasterpunkten unterschiedlicher Grösse (gleichmässige Färbung bis zum Rand).

Referenzen: Benson, The Printed Picture, MoMA, 2008, S. 258-265.

Anspruchsvolle Schwarzweissproduktionen, wie die Werke von Ansel Adams (hier «Yosemite and the Range of Light» von 1979), wurden als erste in Duotone-Offset gedruckt
(Photobibliothek.ch 12744)

Schwarzer und grauer Raster des Duotone-Offsetdrucks


FARBAUTOTYPIE (1900-1985)

Andere Bezeichnungen: Farbige Netzätzung, Dreifarbendruck, Vierfarbendruck

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: 1893 erstmals angewendet. Ein wichtiger Pionier des Dreifarbendruckes war Adolf Miethe (1862-1927).

Beschrieb: Zu Beginn Dreifarbendruck mit drei Autotypieplatten in den Grundfarben Yellow, Magenta und Cyan. Danach Vierfarbendruck mit zusätzlicher Schwarzplatte, da die drei Grundfarben kein reines Schwarz ergeben.

Merkmale: In der Anfangszeit drei, danach vier Autotypieplatten in unterschiedlichen Winkeln übereinandergedruckt (Vermeidung Moiré-Effekt). Gleichmässige Raster mit unterschiedlich grosse Rasterpunkten, innen heller als aussen.

Referenzen: Camera 10/67. Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 78 ff.

   

      Farbraster im Vergleich (mit 10-fach Lupe erkennbar):
      Links: Farbautotypie (Rasterpunkte innen heller als aussen)
      Mitte: Farbrastertiefdruck (Kreuzraster)
      Rechts: Farboffsetdruck (Rasterpunkte gleichmässig gefärbt)
       

Dreifarbenautotypie, 1913, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

Vergrösserung: typisches Raster einer Farbautotypie
(beim Dreifarbendruck fehlt die Schwarzplatte)


FARBDIAPOSITIV (1936-heute)

Verfahren: Chromogen (farbstoffbildend) umkehrentwickelter Farbfilm

Geschichte: Erfindung 1936 durch Leopold Mannes und Leopold Godowsky (Kodachrome) und Wilhelm Schneider (Agfacolor). Firmenbezeichnungen: «Agfacolor» (später auch die Bezeichnung für Negativfilm!), «Agfachrome», «Kodachrome», «Ektachrome» usw.

Beschrieb: Chromogene Umkehrentwicklung von drei oder mehr halogensilberhaltigen Gelatinesilberschichten auf Film.

Merkmale: Nahezu alle Farbdiapositivfilme gehören zu diesem Verfahren. Ausnahmen sind leicht erkennbar (z.B. Farbrasterfilme).

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 66.

Le Nil par Bourdiet, Louvre, Paris, im nassen Kollodiumverfahren hergestelltes Schwarzweiss-Diapositiv zur Betrachtung in einer Laterna Magica, ca. 1860; dies ist ein seltener Vorläufer des Farbdiapositivs
(Photobibliothek.ch 2738)

Oben: Planfilm 4x5" «Kodak Ektachrome 64 Professional», 1959-1977
Unten: Kleinbild-Umkehrfilm «Agfacolor», 1952-1969


FARBHOLZSTICH (um 1900)

Andere Bezeichnungen: Chromoxylographie, Farbenstich

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: Als Antwort auf die Farbautotypie um 1900 für kurze Zeit angewendet.

Beschrieb: Ein schwarzer Holzstich, der zusammen mit dem Text gedruckt werden kann, wird um mehrere farbige Holzstiche ergänzt.

Merkmale: Mehrere übereinandergedruckte farbige Holzstiche. Keine durch Farbauszüge hergestellte subtraktive Farbmischung wie bei der Farbautotypie, deshalb nur für den Druck von Gemälden verwendet.

Referenzen: Illustrirte Welt 1900.

Ganzseitiger Farbholzstich in der «Illustrirten Welt» von 1900

Ausschnitt ca. 7 x 9,5 cm

In der Vergrösserung kann man, neben dem schwarzen, einen
roten, gelben und blauen Holzstich erkennen


FARBLICHTDRUCK (1880-1900)

Verfahren: Flachdruck

Geschichte: 1878 durch Joseph Albert entwickeltes Farbdruckverfahren.

Beschrieb: Übereinander gedruckte verschiedenfarbige Lichtdruckplatten.

Merkmale: Typisches Lichtdruck-Runzelkorn.

Referenzen: Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam, 1984, S. 639-645.

Bautzen, Klosterruine, Farblichtdruck, ca. 1890, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm
(Photobibliothek.ch 261)


FARBOFFSETDRUCK (1925-heute)

Verfahren: Flachdruck

Geschichte: Bereits um 1925 wurden Farboffsetdrucke nach Photographien hergestellt, die aber eher wie Chromolithographien aussahen (z.B. Gaberell's Schweizer Bilder, 1927-1932). Ab etwa 1965 verdrängte der Farboffsetdruck (Flachdruck) nach und nach die Farbautotypie (Hochdruck).

Beschrieb: Vier Offsetdruckwerke für die drei Grundfarben plus Schwarz. Indirekter Druck über ein Gummituch.

Merkmale: Ältere Farboffsetdrucke sehen aus wie Chromolithographien nach Photographien (z.B. Gaberell's Schweizer Bilder, 1927-1932). Spätestens seit 1965 sehen Farboffsetdrucke aus wie Farbautotypien, haben aber keinen Quetschrand, sind also bis zum Rand gleichmässig gefärbt (z.B. Photozeitschrift «Camera»).

Referenzen: Camera 10/67. Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 204.

   

      Farbraster im Vergleich (mit 10-fach Lupe erkennbar):
      Links: Farbautotypie (Rasterpunkte innen heller als aussen)
      Mitte: Farbrastertiefdruck (Kreuzraster)
      Rechts: Farboffsetdruck (Rasterpunkte gleichmässig gefärbt)


FARBRASTERPLATTE, FARBRASTERFILM

>>> Autochrome


FARBRASTERTIEFDRUCK (1925-heute)

Verfahren: Tiefdruck

Geschichte: Bereits um 1910 bekannt, konnte sich jedoch erst ab Ende der 20er Jahre als Farb-Illustrationsverfahren durchsetzen.

Beschrieb: Analog dem einfarbigen Rastertiefdruck werden drei Platten in den Grundfarben und eine Schwarzplatte verwendet.

Merkmale: Typisches Tiefdruck-Kreuzraster mit überall gleich grossen quadratischen Punkten unterschiedlicher Helligkeit (im Unterschied dazu sind bei der Autotypie und beim Offsetdruck die Rasterpunkte unterschiedlich gross und jede Farbe kommt nur in einem Farbton vor).

Referenzen: Camera 10/67.

   

      Farbraster im Vergleich (mit 10-fach Lupe erkennbar):
      Links: Farbautotypie (Rasterpunkte innen heller als aussen)
      Mitte: Farbrastertiefdruck (Kreuzraster)
      Rechts: Farboffsetdruck (Rasterpunkte gleichmässig gefärbt)


FEDERLITHOGRAPHIE

>>> Lithographie


FERROTYPIE (1860-1940)

Andere Bezeichnungen: Blechphotographie, Mela(i)notypie (auch Ambrotypie so genannt), tintype (e), ferrotype (e)

Verfahren: Direkt-Positiv (Unikat)

Geschichte: Um 1855 erfundenes Unikatverfahren, welches wesentlich billiger und einfacher in in der Handhabung war als die Ambrotypie. Zudem hatte es den Vorteil, dass die Bilder in Einsteckalben aufbewahrt werden konnten. C. Bernitt aus Hamburg stellte ab 1894 die ersten Photoautomaten «Bosco» auf, die Ferrotypien produzierten.

Beschrieb: Unterbelichtetes Negativ auf schwarz oder braun lackiertem Eisenblech. 1860-1890 nasses Kollodiumverfahren, 1880-1910 Gelatine, 1900-1940 Celloidin.

Merkmale: Schwarzes (ab 1880 auch braunes) Eisenblech als Träger (magnetisch).

Referenzen: Hansch, Frühe Fotografien, 1985, S. 50-51.

Einsteckalbum für Ferrotypien 2,5 x 2,0 cm, datiert 1886
(Photobibliothek.ch 3843)

Ferrotypie aus einem Bosco-Automaten. Der Jugendstil-Rahmen diente auch noch einen anderen Zwecke: durch die hochgebogenen Ränder war die Photographie nämlich ihre eigene Entwicklungs- und Fixierschale. Mit einer minimalem Menge an photographischen Bädern konnte die Photographie so in 3 Minuten entwickelt, fixiert und gewässert werden. (Photobibliothek.ch 12873)

Souvenir-Ferrotypie vom Drachenfels, ca. 1905
(Photobibliothek.ch 1860)


FLEXODRUCK (1970er bis heute)

Andere Bezeichnungen: Flexographie (f), flexography (e)

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: Das Verfahren wurde zwar schon 1953 erfunden, grössere Anwendung findet es aber erst seit den 1970er Jahren. Es lassen sich Materialien bedrucken, die mit anderen Druckverfahren nicht oder nur eingeschränkt zu bedrucken sind. Haupteinsatzgebiet ist das Bedrucken von Verpackungen aus Kunststoff.

Beschrieb: Die Hochdruckform wird mittels Lasergravur von Gummiklischees oder durch UV-Belichtung und Auswaschung von Fotopolymerplatten hergestellt. Die Hochdruckform wird über eine Rasterwalze aus Chrom oder Keramik eingefärbt. Diese Rasterwalze erlaubt eine besonders feine Steuerung der Farbdosierung.

Merkmale: Quetschrand, aber keine Schattierung.

Typisches Einsatzgebiet des Flexodrucks: Bedrucken von
Verpackungen aus unterschiedlichen Materialien (v.a. Kunststoff)


GASLICHTPAPIER (1885-1970)

Andere Bezeichnungen: Gelatine-Silber-Print (allg.), Kunstlichtpapier, Kontaktpapier

Verfahren: Entwicklungspapier für Kontaktkopien

Geschichte: 1881 durch Eder & Pizzighelli erfunden. Firmenbezeichnungen: «Velox», «Ridax» von Gevaert, «Lupex» von Agfa usw.

Beschrieb: Lichtempfindliches Chlorsilbersalz in Gelatineschicht auf Barytunterlage. Später Zusatz von Brom- bzw. Jodsilber zur Verbesserung des Bildtons.

Merkmale: Schicht quillt und ist nicht acetonlöslich. Immer mit Barytgrund. Oft metallisch glänzend (sogenanntes «Mirroring» als typisches Merkmal für älteres Entwicklungspapier). Oberfläche: Glänzend, halbmatt, tiefmatt. Farbe: Rotbraun bis schwarz. Papierfarbe: Weiss oder beige («chamois»). Papierstärke: 0,15...0,25 mm.

Referenzen: Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 63. Hansch, Frühe Fotografien, 1985, S. 82-83. Agfa Foto-Historama, Silber und Salz, 1989, S. 612-623.

Amateurphotographie, Gaslichtpapier «Gevaert Ridax», 1933; die meisten dieser kleinen Albumphotos (oft mit gezacktem Rand) sind Gaslichtpapiere


GELATINE-SILBER-PRINT

Allgemeine Bezeichnung für alle Gelatine-Photopapiere:
>>> Aristopapier
>>> Bromsilberpapier
>>> Gaslichtpapier

>>> Textilpapier


GRAVIERMANIER

>>> Lithographie


GUMMIDRUCK (1895-1920)

Verfahren: Edeldruck

Geschichte: 1894 durch Rouillé-Ladêveze erfunden und durch Demachy 1895 verbessert.

Beschrieb: Pigmentiertes Gummiarabikum mit Kaliumbichromat wird belichtet und dann die ungehärteten Stellen ausgewaschen. Wegen der eingeschränkten Tonwertskala sind in der Regel mehrere Schichten erfoderlich.

Merkmale: Verklebte Oberfläche aus mehreren Schichten, Konturen oft nicht deckend. Lichter schichtlos, keine Barytunterlage.

Referenzen: Heidtmann, Kunstphotographische Edeldruckverfahren, 3. Aufl., 1982, S. 21-76. Museum Folkwang, Verfahren der Fotografie, 1989, S. 71.

Aus Rotenburg, Gummidruck, 1912
(Photobibliothek.ch 475)

In der Vergrösserung sind deutlich 3 Schichten erkennbar


HELIOGRAPHIE (1826)

Andere Bezeichnungen: Héliographie (f), Niepcotypie

Verfahren: Direkt-Positiv (Unikat)

Geschichte: Erstes photographisches Verfahren, erfunden durch Nicéphore Niépce. 1816: Erste Versuche mit Salzpapier. 1827: «Point de vue du Gras», einzige erhaltene Heliographie (Asphalt auf Zinnplatte). 1829: Beschreibung für Daguerre in «Notice sur Héliograpie» (Asphalt auf versilberter Kupferplatte).

Beschrieb gemäss «Notice sur Héliograpie» von 1829: Beschichtung einer versilberten Kupferplatte mit Asphalt, dem sogenannten «Judenpech». Das ist ein Erdpech, das im Toten Meer in Brocken an die Wasseroberfläche aufsteigt und dann am Ufer eingesammelt werden kann. Das pulverisierte Judenpech wird in Lavendelöl aufgelöst und damit die Platte beschichtet. Da das Judenpech unter Lichteinwirkung aushärtet, kann das Bild nach der Belichtung in Lavendelöl und Petrol (1:6) «entwickelt» werden. Danach werden die Schatten mit Joddämpfen gefärbt, und nach dem Waschen in Alkokol wird das Bild als Positiv sichtbar.

Merkmale: Lichter = Silber. Schatten = rotbraune Verfärbung durch Jod.

Referenzen: Marignier, Héliographies, Musée Niépce, 1989.

>>> Physautotypie

Rekonstruktion einer Heliographie aufgrund von «Notice sur Héliograpie» durch Jean-Louis Marignier im Jahre 1989. Oben: Asphalt auf Silber ergibt den Eindruck eines Negativs. Unten: Das Positiv entsteht nach Umkehr mittels Joddampf und Abwaschen des Asphalts mit Alkohol. (Bilder aus: Marignier, Héliographies, 1989) (Photobibliothek.ch 10241)

«Point de vue du Gras» von Nicéphore Niépce, die einzige erhaltene Heliographie aus dem Jahre 1827. Lichter = Asphalt, Schatten = Zinn.
© Harry Ransom Humanity Research Center

>>> Thema «Niépce und Daguerre»


HELIOGRAVÜRE

>>> Photogravüre


HILFSTECHNIKEN FÜR RADIERUNGEN (1600-heute)

Andere Bezeichnungen: Punktiermanier, Kreidemanier, Pastellmanier

Verfahren: Tiefdruck

Geschichte: Die gleichen Hilfstechniken wie bei den Stichen (Roulette, Moulette, Matoir usw.) werden auch bei der Radierung zur Perforierung des Ätzgrundes eingesetzt.

Beschrieb: Punktiermanier = in Linien, Bändern und Flächen durchstochener Ätzgrund. Kreidemanier = Imitation des Kreidestrichs mittels speziell gemustertem Roulette bzw. Moulette. Pastellmanier = mehrfarbig.

Merkmale: Typische Tiefdruckmerkmale (erhöhtes Farbbild und Druckrand). Linien beginnen und enden stumpf (Kupferstich: spitz). Wesentlich freiere Linienführung als beim Kupferstich. Oft mit Plattenton.

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 147-149.

>>> Radierung

Der Besuch, Radierung mit Hilfstechniken, ca. 1850,
Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

(Photobibliothek.ch 13905)


HILFSTECHNIKEN FÜR STICHE (1600-heute)

Andere Bezeichnungen: Roulette, Moulette, Matoir, Karborundstift, Drahtbürste

Verfahren: Tiefdruck

Geschichte: Bereits die Graveure des 17. Jahrhunderts verfügten über Instrumente zur unterschiedlichen Tonwertgebung mittels geeigneter Muster.

Beschrieb: Erzeugung von punktierten Linien, Bändern oder Flächen mit beidseitig (Roulette) oder einseitig (Moulette) geführtem Rädchen oder Keule (Matoir) mit scharfen Spitzen. Karborundstift und Drahtbürste ergeben graue Linien und Flächen.

Merkmale: Roulette bzw. Moulette = dreieckige und viereckige Punkte in gleichmässigen Reihen. Matoir = ungleichmässige Punkte. Karborundstift und Drahtbürste ergeben ein haariges Filzmuster.

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 122/123.

>>> Kupferstich
>>> Stahlstich

Bedenkliche Aussichten, Stahlstich mit Hilfstechniken, ca. 1850,
Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

(Photobibliothek.ch 13902)


HOLZSCHNITT (868-heute)

Andere Bezeichnungen: Xylographie, gravure sur bois (f), woodcut (e)

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: Der älteste bekannte Holzschnitt ist eine Buchrolle aus dem Jahre 868. Ältestes mechanisches Illustrationsverfahren für Bücher. Der Holzschnitt konnte zusammen mit der Schrift in Bleisatz gedruckt werden, da beides Hochdruckverfahren sind.

Beschrieb: In Langholz geschnitten (Holzstich = Hirnholz). Man unterscheidet Weisslinienschnitt und Schwarzlinienschnitt.

Merkmale: Hochdruckmerkmale: Quetschrand und Schattierung. Oft Holzstruktur oder abgebrochene Holzteile sichtbar. Breitere Linien als der Holzstich.

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 30-41.

>>> Holzstich
>>> Japanischer Farbholzschnitt

Sebastian Münster, Cosmographia universalis, Bleisatz mit Holzschnitt, 1628; der Holzschnitt konnte zusammen mit dem Bleisatz gedruckt werden, weil beides Hochdruckverfahren sind

Ausschnitt (im Original etwa 4 x 6 cm gross)
(Photobibliothek.ch 2779)

Hartmann Schedel, Das buch der Cronicken und gedechtnus wirdigern geschichte, Bleisatz mit handkoloriertem Holzschnitt, 1493
(Photobibliothek.ch 3308)

Herbert Bayer, Die Stadt, Holzschnitt, 1922
(Photobibliothek.ch 1745)

Schweizerisches Gewerbeblatt, Weisslinienschnitt, 1840
(Photobibliothek.ch 2823)


HOLZSTICH (1775-1920)

Andere Bezeichnungen: Gravure sur bois debout (f), woodengraving (e)

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: 1775 durch Thomas Bewick erfunden. 1860 Photo-Xylographie durch Thomas Bolton.

Beschrieb: In Hirnholz geschnitten (Holzschnitt = Langholz). Oft wurden nicht die Holzstiche selbst verwendet, sondern davon abgeformte Galvanos (Druckformenvervielfältigung).

Merkmale: Typische Hochdruckmerkmale (Quetschrand und Schattierung). Wesentlich feinere Linien als Holzschnitt. Grössere Holzstiche aus mehreren kleinen Blöcken zusammengesetzt. Kreuzungspunkte von schwarzen Linien gibt es so gut wie nicht, und wenn doch, sind sie durch weisse Linien vorgetäuscht (im Gegensatz dazu sind bei der Strichätzung Kreuzungspunkte von schwarzen Linien problemlos möglich).

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl. 1986, S. 45-50. Heidtmann, Wie das Photo ins Buch kam, 1984, S. 571-578 (Druckformenvervielfältigung).

>>> Holzschnitt
>>> Strichätzung

Holzstich, ca. 1880, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

Ausschnitt: Kreuzungspunkte von schwarzen Linien
gibt es so gut wie nicht, und wenn doch, sind
sie durch weisse Linien vorgetäuscht

Strichätzung zum Vergleich: Kreuzungspunkte von
schwarzen Linien sind hier problemlos möglich


JAPANISCHER FARBHOLZSCHNITT (1500-heute)

Andere Bezeichnungen: Ukiyo-e

Verfahren: Hochdruck

Geschichte: Der Farbholzschnitt war schon zur Zeit der Frühdrucker um 1500 bekannt. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand der japanische Farbholzschnitt (Ukiyo-e) der grossen Einfluss auf die europäische Kunst ausübte (Van Gogh, Monet usw.).

Beschrieb: Für jede Farbe wird eine eigene Holzplatte geschnitten. Beim japanischen Holzschnitt kommen noch spezielle Techniken hinzu: Verlaufende Farben, Blinddruck, Glimmergrund usw.

Merkmale: Typische Hochdruckmerkmale (Quetschrand und Schattierung). Speziell beim japanischen Holzschnitt ist sehr oft die Holzstruktur erkennbar.

Referenzen: Schwan, Handbuch japanischer Holzschnitt, 2002.

>>> Holzschnitt

Sharaku, Ichikawa Ebizo IV in der Rolle des Takemura Sadanoshin, japanischer Farbholzschnitt mit Glimmergrund (Bleiglanz), 1794
(Photobibliothek.ch 11916)


KALOTYPIE

>>> Salzpapier


KODAK EKTAFLEX PCT (1981-1987)

Verfahren: 1-Bad-Trennblattverfahren (Farbstoff-Diffusion)

Geschichte: 1981 von Kodak vorgestellt. Konnte sich nicht durchsetzen, 1987 Produktion eingestellt.

Beschrieb: Farbnegativ oder Dia wird auf entsprechendem Film belichtet, in Aktivator entwickelt und mit Photopapier laminiert. Nach 6...15 Minuten können die Blätter getrennt werden.

Merkmale: Relativ dickes Kunststoffpapier mit grauer Rückseite. Starker Chemiegeruch auch noch nach Jahren.

Referenzen: Koshofer, Farbfotografie, Bd. 3, Seite 138. Du, Juli/Aug. 2000, S. 118.

Sonnenblumenfeld zwischen Aubenas und Alès, Kodak Ektaflex PCT, 1982

 

Andere Aufnahmen von 1982 weisen nach 30 Jahren erhebliche Schäden in Form von flecken- und kratzerförmigen Verfärbungen auf (Photos 2014).


KOHLEDRUCK

>>> Pigmentdruck


KOMBINATIONS-FARBDRUCKE (1895-1920)

Verfahren: Kombinationsdruck

Geschichte: Um die Jahrhundertwende wurden Abbildungen in Reisebildbänden und Postkarten oft mit einem anderen Druckverfahren «koloriert».

Beschrieb: Verschiedene Lithographien (zur Kolorierung) werden mit einer Autotypie nach einer Schwarzweissaufnahme überdruckt.

Merkmale: Entsprechend den verwendeten Druckverfahren.

Diessenhofen, Postkarte, Kombinations-Farbdruck, ca. 1915,
Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm

Vergrösserung: Schwarzplatte = Autotypie, Farben = Lithographie
(Photobibliothek.ch 1667)


KONTAKTPAPIER

>>> Gaslichtpapier


KREIDELITHOGRAPHIE

>>> Lithographie


KUPFERSTICH (1446-1820)

Andere Bezeichnungen: Gravure au burin (f), line engraving (e)

Verfahren: Tiefdruck

Geschichte: Seit 1446 bekannt. Wichtigstes Illustrationsverfahren für Bücher bis etwa 1820.

Beschrieb: Linien werden mit Grabstichel in die Kupferplatte geschnitten.

Merkmale: Typische Tiefdruckmerkmale (erhöhtes Farbbild und Druckrand). Linienform spitz beginnend, breiter werdend und spitz endend (Radierung: Linien stumpf beginnend und endend).

Referenzen: Van der Linden, Handbuch der grafischen Techniken, 2. Aufl., 1986, S. 105-115.

>>> Hilfstechniken für Stiche
>>> Mischtechniken Radierung/Stich

Friedrich III., Kupferstich, ca. 1600, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm
(Photobibliothek.ch 13900)

Johann Caspar Lavater, Physiognomische Fragmente, Kupferstich in Linienmanier, 1775, Ausschnitt im Original 7,5 x 5 cm
(Photobibliothek.ch 1848)


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