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Ausstellung in Amsterdam, 1950 |
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Fred Schneckenburger – Plakatsammler
Wer Fred Schneckenburger war, wurde beim Studium der einschlägigen Plakat-Literatur (z.B. [1]) schnell klar: Er trug eine Plakatsammlung von 15'000 Plakaten zusammen, die er 1955 dem Kunstgewerbemuseum Zürich für 50'000 Franken verkaufte. Dank Internet wurde es dann später möglich, noch weitere Quellen ausfindig zu machen [2] [3] [4]. Sogar ein Porträt Schneckenburgers als Puppenspieler wurde gefunden, das 1951 im «Spiegel» veröffentlicht worden war. Fred Schneckenburger wurde am 31. Januar 1902 in Schaffhausen geboren. Nachdem er von Gymnasium geflogen war, reiste er als Sekretär und Bühnenarbeiter mit Alexander Tairovs Kammertheater durch Russland. Dort lernte er den Regisseur Vladimir Sokolov kennen, der durch sein avantgardistisches Marionettentheater berühmt wurde. Ab 1943 entwickelte Schneckenburger sein eigenes surreales Puppentheater. Damit gastierte er 1951 in Deutschland. Der «Spiegel» berichtete ausführlich darüber [2]: «Kay Lorentz, Düsseldorfs rotbärtiger Kommödchenchef, gab seine Miniaturbühne für das "bedeutendste Gastspiel im deutschen Nachkriegskabarett" frei. Mit Magnetofon-Bandaufnahmegerät und einem Koffer voll Holz- und Drahtfiguren kam Fred Schneckenburger aus Zürich angereist, um sein "Schweizer Puppencabaret" hinter himmelblauen Kulissen zu etablieren. Als Schneckenburger sein Programm, mit dem er jetzt in Deutschland debütiert, auf dem Fernsehschirm in Londons Television-Station abrollen liess, nannten ihn die Fachkritiker des "The Puppet Master" einen "Wegweiser für das in die Sackgasse geratene Puppenspiel Englands". Und bei seinem Gastspiel in Amsterdam inspirierte er die Schaufensterdekorateure zu Modepuppen à la Schneckenburger: Drahthände, die eine Zigarette halten, aufgesetzte Stilaugen, überdimensionale Glanzpapier-Lippen. So nämlich, mit Anklängen an Picasso, komponiert Schneckenburger seine Handpuppen. "Wenn die Leute was vom Puppenspiel hören, denken sie immer gleich an Kasperletheater. Deshalb sind sie zunächst schockiert, wenn sie zu mir kommen."» Da mit Kunst bekanntlich wenig zu verdienen ist, verband Schneckenburger seinen Brotberuf – er war Direktor der SIA in Frauenfeld (was die Herkunft des seltsamen Ordners erklärt) – erfolgreich mit seiner künstlerischen Tätigkeit als Direktor des Pupentheaters. Aber damit nicht genug: gewissermassen nebenher, baute er auch noch den Grundstock einer Plakatsammlung auf, die heute weltweit als die bedeutendste Sammlung ihrer Art gilt. Schneckenburger war auch ein aktives Mitglied der Schwulenorganisation «Der Kreis». Er starb am 16. September 1966 in Zürich. Seine Puppen werden im Museum Bellerive Zürich verwahrt. 1991/92 wurde die Ausstellung «Fred Schneckenburgers Puppencabaret, 1947-1966» im Münchner Stadtmuseum und im Museum Bellerive Zürich gezeigt [4].
Der SIA-OrdnerPreisliste, SIA Schweizer Schmirgel- und Schleifindustrie AG, Frauenfeld. [Material zu Ausstellungen der Plakatsammlung von Fred SCHNECKENBURGER von 1941 bis 1951.] 1941-1951. – 4°. 33 Cellophanhüllen mit 38 Originalphotos seltener Plakate, 41 Zeitungsausrisse, 4 Einladungskarten zu Ausstellungseröffnungen usw. Schwarzer Ringordner. Ausstellungen und Verkauf der Sammlung: Ref.: Rotzler, Das Plakat in der Schweiz, 1991, S. 271. Photobibliothek.ch 1443
«Schweizer Plakatkunst» – Kunstmuseum Luzern16. März bis 6. April 1941 Einladungskarte der Kunstgesellschaft Luzern zur Ausstellungseröffnung (aus dem SIA-Ordner) ——— «Die Woche im Bild», 27. April 1941 (aus dem SIA-Ordner)
«Das Plakat im 19. Jahrhundert» – Allerheiligen, Schaffhausen11. bis 28. Januar 1942 Nur diese Einladungskarte des Kunstvereins Schaffhausen zur Ausstellungseröffnung ist erhalten (aus dem SIA-Ordner)
«Das politische Plakat im Wandel der Zeiten» – Volkshaus ZH12. bis 29. März 1944 Ausstellungskatalog Das politische Plakat im Wandel der Zeiten. Ausstellung im Rahmen der Arbeiterkulturwoche Zürich 12. bis 29. März 1944. / Fred SCHNECKENBURGER. – Zürich: Genossenschaftsdruckerei 1944. – 8°. 8 S. mit Abb. Br. Dritte grosse Ausstellung der Plakatsammlung Schneckenburger im Volkshaus Zürich. Photobibliothek.ch 12165
«Das Plakat als Zeitspiegel» – Helmhaus Zürich24. Januar bis 28. Februar 1949 Einladung des Zürcher Stadtpräsidenten zur Ausstellungseröffnung ——— Photos der Ausstellung von Michael Wolgensinger [Ausstellung der Sammlung Fred SCHNECKENBURGER «Das Plakat als Zeitsiegel» im Helmhaus, Zürich, 24. Januar bis 28. Februar 1949]. 5 Gelatine-Silber-Prints ca. 18 x 24 cm. / M[ichael] Wolgensinger. – Rückseite (roter Stempel): "Copyright by M. Wolgensinger, Zürich". Seltene Dokumente zur legendären Ausstellung von 900 Plakten der Sammlung Schneckenburger im Helmhaus Zürich. Photobibliothek.ch 1502
«Het affiche als beeld van de tijd» – Stedelijk Amsterdam13. Oktober bis 27. November 1950 Einladungskarte zur Ausstellungseröffnung (aus dem SIA-Ordner) ——— Ausstellungsführer aus Schmirgelpapier Het affiche, beeld van de tijde. Tentoonstelling uit de collectie Fred SCHNECKENBURGER in het Stedelijk Museum te Amsterdam van 13 Oct. - 27 Nov. 1950. / De tentonstelling wed naar het ontwerp van [Warja] Honegger-Lavater ingericht door Fred Schneckenburger en Paula Augustin – Amsterdam: Druk J. F. Duwaer & Zonen 1950. – 4°. 4 S. Schmirgelpapierbogen 70 x 50 cm einmal gefaltet (ergibt 4 Seiten 50 x 35 cm). Sehr eigenwilliger Ausstellungsführer zur letzten grossen Ausstellung der Plakatsammlung Schneckenburger aus Schmirgelpapier! «Het papier is schuurpapier van de SIA Schweizer Schmirgel- & Schleif-Industrie A.G. Frauenfeld Zwitserland ter beschikking gesteld.» (Schneckenburger war Direktor der SIA Frauenfeld.) - Warja Honegger-Lavater (1913-2007) war eine Schweizer Grafikerin, Tochter der Schriftstellerin Mary Lavater-Sloman, verheiratet mit dem Maler Gottfried Honegger. Paula Augustin war Kuratorin für angewandte Kunst im Stedelijk Museum. Frans Duwaer (1911-1944) war ein bekannter holländischer Widerstandskämpfer, der während der nationalsozialistischen Besetzung durch falsche Papiere vielen Leuten das Leben rettete; er wurde 1944 durch die Nazis erschossen. Ref.: Wiedler #267. Photobibliothek.ch 12166 ——— Photos der Ausstellung (Copyright Gemeente Musea Amsterdam) [Ausstellung d. Sammlung Fred SCHNECKENBURGER «Het affiche als beeld van de tijde», Stedelijke Museum te Amsterdam, 1950. 10 Gelatine-Silber-Prints ca. 18 x 24 cm (3) und 20 x 25 cm (7). / Gemeente Musea Amsterdam. – 2 Bilder auf der Rückseite gestempelt: "Copyright Gemeente Musea Amsterdam". Die Ausstellung «Das Plakat als Zeitspiegel» (Helmhaus Zürich, 1949) wurde ein Jahr später auch in Amsterdam gezeigt. Im Gegensatz zur «braven» Hängung der Zürcher Ausstellung war die Amsterdamer-Ausstellung viel phantasievoller: die Plakate hängen an Gittern, Leinen und Litfassäulen oder liegen auf dem Boden. Photobibliothek.ch 1503
«Plakate im Spiegel der Zeit» – Düsseldorfer Kunstmuseum5. Mai bis 17. Juni 1951 «Der Mittag» 12./13. Mai 1951 (aus dem SIA-Ordner) ——— Ausstellungskatalog (späterer Ankauf) Plakate im Spiegel der Zeit. / Sammlung [Fred] SCHNECKENBURGER, Frauenfeld (Schweiz). – Düsseldorf: Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf 6. Mai bis 17. Juni 1951. – 8°. 38 S. mit 638 Titeln [davon 24 mit Abbildung]. Broschur illustriert. Photobibliothek.ch 15821
Literatur[1] Willy Rotzler, Fritz Schärer, Karl Wobmann: Das Plakat in der Schweiz. Mit 376 Kurzbiographien von Plakatgestalterinnen und Plakatgestaltern. Zürich, Ex Libris 1991. [2] Abstaktion: Fussball mit Armen und Beinen. In: Der Spiegel, 2. Mai 1951. [3] Silke Technau: Fred Schneckenburger. In: Das andere Theater, Heft 72, 19. Jahrgang, 2009. [4] Hana Ribi: Fred Schneckenburgers Puppencabaret (1947-1966). Münchner Stadtmuseum, 1991/1992, Museum Bellerive 1992.
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